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Mario Pramberger Unternehmenshandwerk

Gründerboom in Österreich

Eine Analyse von einem, der seit 20 Jahren Teil der Szene ist.

Seit 20 Jahren bin ich nun für Unternehmensgründer aktiv tätig. Früher als Mitarbeiter bei der WKO, jetzt als selbständiger Startup-Coach und Unternehmensberater. Hunderte Personen habe ich bisher auf dem Weg in die Selbständigkeit begleitet und dabei alle Trendphasen hautnah miterlebt. War es zu Beginn der 2000er Jahre noch sehr stark das Thema Direktvertrieb und danach die Welle der Unternehmen in der Versicherungs- und Finanzwirtschaft, sind es nun seit einigen Jahren immer mehr Gründungen im Bereich Informationstechnologie und alles was mit dem Thema Online zu tun hat.

Viele dieser Unternehmen, die in der Zeit gegründet wurden, gibt es schon nicht mehr. Dennoch sollte der falsche Eindruck, den die Bevölkerung darüber hat, klargestellt werden. Denn über 65 % der GründerInnen gibt es nach 5 Jahren noch immer am Markt. Aber sehen wir uns die Zahlen zu Unternehmensgründungen in Österreich noch genauer an und rücken diese ins rechte Licht. Erst zu Jahresbeginn hat die WKO gerade wieder neue Zahlen präsentiert. Demnach hat es in Österreich 2018 über 30.000 neu gegründete Unternehmen gegeben. Es spricht aber selten jemand drüber, wie viele dieser Gründungen mit der konkreten Absicht passieren und das Unternehmen als hauptberufliche Erwerbsquelle ansehen, mit dem Ziel ein langfristig erfolgreiches Unternehmen zu führen. Für viele ist der Akt der Gewerbeanmeldung eine Sache von, „ein wenig was dazu verdienen“, „das Hobby steuerlich verwerten“ oder aber auch um selbst versichert zu sein. Wenn man also aus der zuvor genannten Zahl jene raus filtert, die wirklich vor haben langfristig erfolgreich selbständig zu sein, dann handelt es sich meines Erachtens bestenfalls um ein Drittel davon. Und bei diesen 10.000 Gründern reden wir natürlich auch nicht nur von hochtechnologisch neuen oder immer besonders innovativen Gründungen.

Generell ist es schön zu sehen, dass sich in Österreich sehr viel zu diesem Thema tut. Es gibt zahlreiche Inkubatoren, also z. B. Gründerzentren an Unis und Fachhochschulen sowie Akzeleratoren, die den Entwicklungsprozess eines Startups stark vorantreiben können. Darüber hinaus gibt es je nach Bundesland unterschiedliche weitere Zentren, die beispielsweise technologische Gründungen forcieren. Es gibt Fernsehshows für Gründungsideen, das Thema Venture Capital in Bezug auf Startups ist in aller Munde und es wird sogar der Austrian Startup Monitor herausgegeben. An dieser Stelle sollte nochmals erwähnt sein, dass der Volksmund mit Startup nicht das gleiche versteht wie z. B. die Bundesregierung oder die Universitäten. Als Startup gilt laut deren Definition nämlich nur ein Unternehmen, das a) jünger als 10 Jahre ist, das b) mit ihren Produkten, Dienstleistungen, Technologien oder Geschäftsmodellen innovativ agiert und das c) ein signifikantes MitarbeiterInnen- oder Umsatzwachstum aufweist. Folgt man dieser Definition, dann gibt es in Österreich „nur“ 1.534 solcher Unternehmungen im Zeitraum von 2004 bis 2017.

Was mir dabei Sorgen macht ist, dass all die oben angesprochenen Angebote oft sehr urban und zentral ausfallen und Platzangebote oft limitiert sind. Das heißt, dass es in den ländlicheren Regionen leider oft zu wenig Angebote und Möglichkeiten für die Unterstützung von Startups gibt. Aber auch dort gibt es geniale Geschäftsideen. Ich habe Geschichten von kleinen aber sehr feinen Gründungen begleitet, die gigantisch erfolgreich waren. Ein junger Herr geht mir sicherlich nie mehr aus dem Kopf. Er hat es doch tatsächlich geschafft im eigentlich erst zweiten Jahr des Bestehens zum Besten seiner Branche in ganz Österreich gewählt zu werden. Und das nicht in einer Branche die nur ein oder zwei Anbieter hat. Solche Juwelen in der Gründerlandschaft findet man auch in den dezentralen Bereichen. Auch dort wird erfolgreich gegründet.

Deswegen heiße ich diesen Trend in Richtung Selbständigkeit gut. Was ich mir aber wünschen würde, wären folgende Aspekte:

  • ein flächendeckenderes, professionelleres Angebot zur Unterstützung von Gründungen in den Regionen,
  • generell eine weitere Erleichterung des Gründungsprozesses (es hat sich viel getan, aber da könnte sich noch viel mehr tun)
  • mehr ehrlich gemeinte Investitionen bzw. ein besseres Finanzierungsangebot für die Startup-Szene in ganz Österreich.

Generell beschäftigt mich das Thema Startup sehr intensiv und ich arbeite deshalb gerade an einer Produktentwicklung, die Startups sehr gut helfen wird. Mehr in Kürze. 😊

Mario Pramberger

Unternehmenshandwerk